GR & GL: WWF-Kantonsrating: Graubünden und Glarus beim Klimaschutz im hinteren Mittelfeld

27. August 2024

Die Kantone haben beim Klimaschutz schon einiges erreicht. Doch kein einziger ist derzeit auf Kurs, um die Pariser Ziele zu erreichen. Auch in Graubünden und Glarus gibt es noch viel zu tun, wie ein aktuelles Kantonsrating des WWF zeigt. Beim schweizweiten Vergleich von Energiepolitik und Klimaschutz sind Graubünden und Glarus nur im hinteren Mittelfeld der 26 Kantone.

  • Der WWF Schweiz hat alle 26 Kantone unter die Lupe genommen und hinsichtlich Klimaschutz und Energiepolitik analysiert.  
  • Obwohl seit dem Kantonsrating 2019 einige Fortschritte erzielt wurden, ist noch immer kein Kanton auf einem 1,5-Grad-Pfad. 
  • Der klimafreundlichste Kanton der Schweiz ist Basel-Stadt, gefolgt von Neuenburg und Uri. Am meisten aufzuholen hat Appenzell Innerrhoden. 
  • Graubünden landet auf Rang 15, Glarus auf Rang 18. 

 

Zitate:

«Es ist erfreulich, dass die erste Etappe des Green Deals im Kanton Früchte trägt. Graubünden hat aber viel nachzuholen, umso wichtiger ist eine konsequente Umsetzung der 2. Green Deal Etappe.»
Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden

«Mit dem Verbot von fossilen Heizungen für Wohnbauten, hat Glarus einen wichtigen Schritt vorwärts gemacht. Aber es braucht mehr, um die Erderwärmung auf 1.5°C zu begrenzen.» 
Anita Wyss, Geschäftsleiterin WWF Glarus

Viele Kantone haben beim Klimaschutz zugelegt. Insbesondere beim Ersatz der fossilen Heizungen durch klimafreundliche Alternativen. Doch das neue WWF-Klimarating deckt auch Defizite auf: Die Emissionen im Gebäudebereich sind zu hoch und bei der E-Mobilität muss man einen Gang höher schalten. Bleibt man beim jetzigen Tempo, verfehlen wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens. Im neuen Kantonsrating hat der WWF fünf Handlungsfelder geprüft: Energieeffizienz von Gebäuden, erneuerbare Wärme, erneuerbarer Strom, Elektromobilität und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung.

Graubünden: der Green Deal wirkt

Die zusätzlichen Fördergelder der ersten Etappe des Green Deals zeigen in Graubünden Wirkung. Die Gebäude hat man energieeffizienter gemacht und es wird mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt. In diesen beiden Bereichen bietet der Kanton Anreize, die zu den höchsten in der Schweiz gehören. Einen Schwerpunkt hat Graubünden auch bei der Vorbildfunktion des Kantons gesetzt. Trotzdem braucht es auch in Graubünden stärkere Massnahmen, insbesondere bei der E-Mobilität. Neben der starken Förderung wären auch strengere Vorschriften nötig, z.B. eine Ersatzpflicht für Elektroheizungen.

Glarus: starke Vorschriften

Dank der Revision des Energiegesetzes gibt es beim Glarner Gebäudepark grosse Fortschritte bei der erneuerbaren Wärme und Effizienz. Glarus fördert nicht nur zielgerichtet moderne Heizsysteme, sondern kennt auch strenge Vorschriften. So verbietet Glarus Ölheizungen bei neuen Wohnbauten und beim Heizungsersatz. Für die zentralen Elektroheizungen gibt es eine Ersatzpflicht bis 2036. Bei der Mobilität setzt sich Glarus hohe Ziele, hat dafür aber nur schwache politische Massnahmen ergriffen. Hier und in allen anderen Bereichen braucht es stärkere Instrumente.

Die Schweiz braucht ihre Kantone, um die klima- und energiepolitischen Ziele zu erreichen. Deren Handlungsspielraum ist gross: Vor allem im Gebäudebereich, der für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Mit den richtigen Entscheiden können die Kantone zudem den Ausbau der Solarenergie fördern und genügend Ladeinfrastruktur für E-Autos bereitstellen.


Fünf erfolgreiche Vorbilder aus den Kantonen

  • Netto-Null Ziel: Der Kanton Basel-Stadt will bis 2037 klimaneutral werden.
  • Gebäudesanierung: Genf hat eine Sanierungspflicht für Gebäude eingeführt. Eigentümer:innen von ineffizienten Gebäuden, die zu viel Wärme verbrauchen, müssen auf eigene Kosten Sanierungsmassnahmen umsetzen, um so den Wärmeverbrauch zu senken.
  • Erneuerbare Wärme: Im Kanton Zürich müssen beim Ersatz einer Heizung in allen bestehenden Gebäuden ausschliesslich Systeme mit erneuerbaren Energien eingesetzt werden. (Eine abgeschwächte Lösung hat der Kanton Glarus: hier sind erneuerbare Heizungen nur bei Wohnbauten Pflicht.)
  • Erneuerbare Energie: Uri und Wallis sind die ersten zwei Kantone, die Vorgaben bei Dachsanierungen vorsehen. Wird das Dach eines Gebäudes saniert, muss es mit einer Solarenergie- oder einer Solarthermieanlage ausgerüstet werden.
  • Vorbildfunktion: In Nidwalden, Schwyz, Jura, Basel-Stadt und Uri beträgt der Anteil erneuerbarer Heizungen der kantonseigenen Immobilien bereits über 80%. BS, UR und ZH haben sich das Ziel gesetzt, Netto-Null innerhalb der Verwaltung schon bis 2030 zu erreichen.

    Bericht «Rating der kantonalen Energie- und Klimapolitik», 2024

    Ranking-Diagramm (dt. und it.)

    Mehr Infos finden Sie hier: https://www.wwf.ch/klimarating

     

    Weitere Informationen:

    Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden, 081 250 23 00, 076 500 48 18

    Anita Wyss, Geschäftsleiterin WWF Glarus, 055 640 84 09, 079 746 28 67

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