Sie brauchen Dynamik und Ruhe
Die Bestände der Flussuferläufer und Flussregenpfeifer sind in der Schweiz selten geworden, so selten wie intakte Auenlandschaften. In der gesamten Schweiz brüten noch je rund 100 Paare dieser stark gefährdeten Watvogelarten. Zu den wichtigen Lebensräumen gehören der Alpenrhein, Vorder- und Hinterrhein sowie das Engadin.
Die Flussuferläufer und Flussregenpfeifer brauchen dynamische, naturnahe Gewässerstrecken, wo der Fluss sein Bett immer wieder neu gestalten kann. So entstehen vegetationsfreie Kies- und Sandbänke wo diese Watvögel von April bis Juli brüten. Die Revitalisierung von Gewässerstrecken ist wichtig, weil dort neue Lebensräume für diese seltenen Vögel entstehen.
Stark gefährdet und störungsanfällig
Sowohl der Flussregenpfeifer wie auch der Flussuferläufer gelten in der Schweiz als stark gefährdet und gehören zu den national prioritären Arten. Da sie sehr störungsanfällig sind, brauchen sie ungestörte Kies- und Sandbänke. Ruhige Rückzugsgebiete, Besucherlenkungsmassnahmen und Betretungsverbote während der Brutzeit sind zentral für die Erhaltung dieser stark gefährdeten Vogelarten.
Ruinaulta: Die letzten störungsfreien Kiesbänke gerettet
Das letzte nicht erschlossene Gebiet in der Ruinaulta bleibt der Natur vorbehalten. Das Bundesgericht spricht sich gegen die Erschliessung dieses Abschnitts mit einem neuen Wanderweg aus. Das national geschützte Auengebiet dürfe nicht verkleinert und der Flussuferläufer in seinem Lebensraum nicht gestört werden. Damit kann der ursprünglich ausgehandelte Kompromiss zwischen Schutz und Nutzung in der Ruinaulta wieder gelebt werden.
Kompromiss für die Ruinaulta
2006 genehmigte die Bündner Regierung den Richtplan Naturmonument Ruinaulta und schrieb dazu: "In einem mehrjährigen, schwierigen Prozess konnte unter Einbezug aller wichtigen Nutzergruppen ein sensibles, aber tragfähiges Gleichgewicht zwischen Schutz und Nutzung gefunden werden." Zu diesem Gleichgewicht gehörte, dass das letzte unerschlossene Gebiet in der Ruinaulta zwischen Isla Bella und Trin Station unberührt bleibt. Nur drei Jahre später wurden die Pläne für den flussnahen Wanderweg in diesem Gebiet trotzdem wieder aufgenommen. Dies war ein schwerer Vertrauensbruch. Gegen diesen Wanderweg wehrten sich die Umweltorganisationen erfolgreich.