GR: Nationalpark, EKW und Umweltverbände erarbeiten Projekt zur Sanierung des Spöl
28. Juni 2022
Im September 2016 liess die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) Korrosionsschutzarbeiten durch eine spezialisierte Firma an der Staumauer Punt dal Gall oberhalb Zernez ausführen. Bei diesen, durch die Drittfirma durchgeführten Arbeiten gelangten durch ein Leck in der Baustellen-Abdichtung feine Partikel eines Rostschutzanstrichs ins Innere der Staumauer und von dort weiter in den im Schweizerischen Nationalpark (SNP) gelegenen Spöl. EKW-Mitarbeitende erkannten dies bei einer Kontrolle und meldeten es umgehend dem Amt für Natur und Umwelt (ANU).
In der Folge zeigten Messungen des ANU, dass die Sedimente des Oberen Spöl über eine Strecke von mehreren Kilometern mit giftigen Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind. Das besonders stark mit PCB belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unter der Staumauer wurde im Jahr 2017 erfolgreich saniert. Umstritten blieb jedoch, ob und wie der darunterliegende, 5.6 km lange Flusslauf des Oberen Spöl saniert werden soll und wer die Kosten dafür trägt.
Das ANU erliess am 12. Februar 2021 eine Verfügung und verpflichtete EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöl. Gegen diese Sanierungsverfügung erhoben der SNP, drei Umweltverbände sowie EKW aus je unterschiedlichen Gründen selbst Beschwerde an das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD). Bis zu einem gültigen Urteil würden Jahre vergehen – und selbst dann wäre möglicherweise nicht sicher, wie saniert würde.
Der SNP, EKW, Aqua Viva, Pro Natura und der WWF sind an einer raschen und bestmöglichen PCB-Sanierung aller belasteten Bereiche im Oberen Spöl interessiert. Sie entwickeln deshalb gemeinsam ein neues, optimiertes Sanierungsprojekt. Dieses hat zum Ziel, die belasteten Stellen auf der gesamten Strecke des Oberen Spöl mit möglichst wirkungsvollem und sorgfältigem Eingriff in die sensible Flusslandschaft zu sanieren. Das neue Projekt sieht zudem eine differenzierte Sanierung in Bezug auf die Flussmorphologie vor, welche die Verteilung des PCB wesentlich mitbestimmt. Das PCB haftet an feinen Sedimentpartikeln, welche sich in strömungsarmen und tieferen Bereichen des Flusses ablagern.
Zur Bestätigung der differenzierten Vorgehensweise erfolgt eine erneute Probenkampagne; deren Resultate werden Ende Sommer 2022 erwartet. Um die nun anstehenden Projektierungsarbeiten durchführen zu können, ersuchen der SNP, EKW sowie die oben aufgeführten Umweltverbände das EKUD, das Beschwerdeverfahren gegen die Sanierungsverfügung des ANU bis Ende 2022 zu sistieren. Sobald die Projektierungsarbeiten abgeschlossen sind, können die Sanierungsarbeiten in Angriff genommen werden, selbst wenn die Finanzierungsfrage im Nachgang zu den Sanierungsarbeiten noch gerichtlich geklärt werden muss. Dieses Vorgehen soll die Umsetzung einer ersten Sanierungsetappe im Jahr 2024 ermöglichen. Ein neues Sanierungsprojekt bedarf der Zustimmung aller involvierten Parteien sowie der zuständigen kantonalen Instanzen.
Weitere Informationen
EKW
Herr Michael Roth
Direktor EKW
7530 Zernez
T: +41 81 851 43 11
M: +41 79 260 18 65
michael.roth@ekwstrom.ch
www.ekwstrom.ch
Schweizerischer Nationalpark
Herr Ruedi Haller
Direktor SNP
7530 Zernez
T: +41 81 851 41 11
M: +41 79 642 06 70
rhaller@nationalpark.ch
www.nationalpark.ch
Für die Umweltverbände
WWF Graubünden
Frau Anita Mazzetta
Geschäftsführerin WWF Graubünden
7000 Chur
T: +41 81 250 23 00
M: +41 76 500 48 18
anita.mazzetta@wwf.ch
www.wwf.ch
Pro Natura Graubünden
Herr Armando Lenz
Geschäftsführer Pro Natura Graubünden
7000 Chur
T: +41 81 511 64 11
armando.lenz@pronatura.ch
www.pronatura.ch