Über 36 000 Menschen finden: Beim Nationalparkrudel schiesst die Regierung übers Ziel hinaus
06. November 2024
Bei der Übergabe der Petition «Stopp den Abschuss der Nationalpark-Wölfe» in Chur richteten WWF, Pro Natura, Birdlife und Gruppe Wolf Schweiz einen Appell an die zuständige Regierungsrätin Carmelia Maissen: Sie fordern mehr Augenmass beim Nationalpark-Rudel und die Prüfung von alternativen Massnahmen.
Zugleich riefen sie der Bündner Regierung Artikel 1 der Nationalparkverordnung in Erinnerung: Es gilt der Grundsatz, dass die Natur im Nationalpark sich selber überlassen wird. Nach 100 Jahren gibt es wieder ein Wolfsrudel im Nationalpark. Der Einfluss der Wölfe auf das Ökosystem des Parks wird in einem laufenden Forschungsprojekt untersucht. Mit dem geplanten Abschuss des Rudels werden die langfristig angelegten Untersuchungen nun schwer beeinträchtigt.
Letztjährige Jungtiere des Nationalpark-Rudels sollen zwei junge Kälber ausserhalb des Parks gerissen haben. Obwohl nicht klar ist, ob das Kernrudel beteiligt war, haben der Kanton und das BAFU beschlossen, das ganze Rudel zu eliminieren. Anfangs Oktober hat die Jagd auf das Rudel begonnen. Seit 1. November dürfen auch Jäger und Jägerinnen während der Sonderjagd die Wölfe töten. Die Umweltverbände – und mit ihnen viele Menschen in der Schweiz, für die der Nationalpark eine Ikone des Naturschutzes und ein letztes Stück Wildnis darstellt - reagieren mit Unverständnis auf das schonungslose Vorgehen der Bündner Regierung.
Zitate:
Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden:
«Beim Nationalpark-Rudel müssen Alternativen, wie Herdenschutzmassnahmen, Vergrämung oder ein gezielter Abschuss nur der schadenstiftenden Individuen zwingend geprüft werden. Der Schutzstatus des Nationalparks muss bei der Wahl der Massnahmen mitberücksichtigt werden.»
Armando Lenz, Geschäftsführer Pro Natura Graubünden:
«Wir wünschen uns, dass die Politik dieselbe Weitsicht wie die vergangenen Generationen hat, und die unglaubliche Natur des Nationalparks als Chance für die ganze Schweiz sieht und nicht als Hindernis und Risiko. Die Bündner Regierung hat bei der Wolfsregulierung das Augenmass verloren und berücksichtigt den Wald-Wild-Konflikt und die spezielle Situation des Nationalparks zu wenig.»
Weitere Informationen:
Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden, 076 500 48 18
Armando Lenz, Geschäftsführer Pro Natura Graubünden, 079 532 06 88
Jonas Schmid, Kommunikation WWF Schweiz, 079 241 60 57
Mehr Infos zur Petition: https://www.wwf.ch/de/petition/nationalpark-woelfe