GR: WWF-Bankenrating: Graubündner Kantonalbank auf Rang 13
19. November 2024
• Der WWF Schweiz hat zum dritten Mal die 15 grössten Retailbanken unter die Lupe genommen und hinsichtlich ihrer Bemühungen für den Klima- und Biodiversitätsschutz analysiert.
• Obwohl seit dem Rating von 2021 einige Fortschritte erzielt wurden, schafft es noch immer keine Bank in die besten zwei Kategorien «Vorreiter» oder gar «Visionär»
• Die Graubündner Kantonalbank landet im Rating auf Rang 13, einzig die Sankt Galler Kantonalbank und die Valiant liegen hinter ihr. Am besten schneidet die ZKB ab.
• Die GKB setzt sich zwar in verschiedenen Verbänden für Klima- und Umweltpolitik ein, doch im Kerngeschäft ist davon, mit Ausnahme der Unternehmenskredite, wenig sichtbar.
• Vor allem bei der Vergabe von Hypotheken werden Umweltkriterien praktisch nicht berücksichtigt.
• Durch Kreditvergabe und Geldanlagen trägt der Bankensektor entscheidend zur Ausrichtung der Wirtschaft bei und hält somit einen wichtigen Hebel für Klima- und Naturschutz in der Hand.
Zitate von Dominik Rothmund, Finanzexperte beim WWF Schweiz:
«Die Graubündner Kantonalbank bietet Unternehmen nachhaltige Kredite zu vorteilhaften Konditionen an. Ein Ansatz, den wir sehr begrüssen. So fliesst ein relativ hoher Anteil der Kredite in umweltfreundliche Sektoren wie erneuerbare Energien, öffentlicher Verkehr und Recycling. Doch das reicht nicht.»
«Im Vergleich zu anderen Banken investiert die GKB noch immer viel Geld in fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas. Bei der Vergabe von Hypotheken spielen Umweltkriterien fast keine Rolle. So ist die Graubündner Kantonalbank weit weg von einem 1.5-Grad-Pfad. Der Erhalt der Biodiversität wird generell kaum berücksichtigt.»
«Der Bankensektor ist ein entscheidender Akteur bei der Lösung der Umweltkrisen. Ohne eine konsequente Ausrichtung der privaten Finanzflüsse auf die Klima- und Biodiversitätsziele können wir diese nicht erreichen.»
«Es ist zentral, dass die Banken den nötigen ökologischen Wandel der Wirtschaft unterstützen, anstatt ihn zu bremsen. Dazu sollen sie auch mit anderen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten, die alle die gleichen Ziele anstreben.»
Banken für Klima- und Naturschutz entscheidend
Die Finanzbranche spielt eine zentrale Rolle für den Klima- und Umweltschutz. Laut UNOUmweltprogramm fliessen weltweit etwa fünf Billionen US-Dollar an privaten Geldern jährlich in umweltschädliche Aktivitäten. Darunter die Abholzung des Regenwalds oder der Förderung von Erdöl. Nur ein Prozent dieser Summe kommt hingegen der Regeneration der Natur zugute, während jedes Jahr mehrere Billionen fehlen, um die internationalen Klima- und Biodiversitätsziele erreichen zu können.
Eine groteske Situation, zu der auch der Schweizer Bankensektor beiträgt: Keine der 15 grössten Retailbanken ist auf Kurs mit den Zielen, im Durchschnitt landen sie im WWF-Umweltrating mit 2.2 von 5 Punkten lediglich in der Kategorie «Mittelmass». Im Kerngeschäft «Kredite und Finanzierungen» haben die Banken zwar seit dem letzten Rating den grössten Fortschritt erzielt, dennoch schneiden sie in diesem Bereich weiterhin am schlechtesten ab. Hauptgrund: Der Grossteil der Kredite wird für den Erwerb oder Bau von Immobilien aufgewendet, die eine zu hohe CO2-Belastung aufweisen. So ist der Gebäudesektor für knapp 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und für ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich und die laufende Zersiedlung verdrängt die Natur weiter.
Auch die GBK trägt zu dieser Situation bei: Im Hypothekargeschäft werden Umweltkriterien kaum berücksichtigt und es gibt keinerlei Zielvorgaben. So lag die geschätzte CO2-Intensität der finanzierten Immobilien deutlich höher als der Zielwert für 2023 für den Schweizer Gebäudesektor.
Fortschritte nicht ausreichend
Fortschritte machte die GKB bei der Kreditvergabe für Unternehmen und, wie die meisten Banken, beim Risikomanagement. Schliesslich bergen die Folgen der Klima- und Umweltkrise enorme finanzielle Risiken, die von den Banken zunehmend, aber noch nicht ausreichend berücksichtigt werden. Auch in der Anlageberatung hat sich etwas getan. So bieten die Banken beispielsweise Fonds mit Nachhaltigkeitsbezug oder Unterstützung für eine energetische Sanierung von Gebäuden an. Allerdings reichen diese Bemühungen noch nicht aus, um die Investitionen konsequent in nachhaltige Unternehmen und Gebäude zu lenken, wie die Studie zeigt.
Generell konzentrieren sich die Nachhaltigkeitsbemühungen der Banken nach wie vor auf den Klimabereich. Auswirkungen auf die Biodiversität, die Abholzung der Wälder oder die Verschmutzung der Umwelt und Gewässer werden bislang kaum berücksichtigt. Dabei macht der Living Planet Report des WWF den Ernst der Lage deutlich.
Wie es besser geht
Dass es auch anders geht, zeigt die Alternative Bank Schweiz. Sie gehört zwar nicht zu den 15 grössten Retailbanken, wurde aufgrund ihrer Pionierrolle aber dennoch analysiert und schafft es als Einzige in die Kategorie «Vorreiter». Der grösste Unterschied besteht darin, dass die ABS ausschliesslich Unternehmen und Gebäude finanziert, die einen positiven Beitrag zur sozialen und ökologisch nachhaltigen Entwicklung leisten.
Doch auch die 15 grössten Banken verfolgen positive Ansätze, die zu begrüssen sind. Eine Auswahl:
• BLKB, UBS und ZKB bieten nachhaltige Sparkonten an. Dabei verpflichten sich die jeweiligen Banken, die eingelegten Spargelder nur für die Finanzierung spezifischer ökologisch nachhaltiger Aktivitäten zu verwenden.
• Die BEKB hat sich ehrgeizige Kriterien für ihre eigenen Anlagefonds gesetzt. Diese beinhalten, dass sich bis 2030 80 Prozent der Unternehmen in Fonds ambitionierte und von Dritten geprüfte Klimaziele gesetzt haben müssen.
• Die Raiffeisen Gruppe bietet Firmenkunden und Selbständigen Leasing-Lösungen für Photovoltaikanlagen an. Dadurch sollen die finanziellen Hürden für den Bau solcher Anlagen gesenkt werden.
• Die TKB hat sich bei der Kreditvergabe für grössere Unternehmen wissenschaftsbasierte Klimaziele gesetzt und orientiert sich dabei am international anerkannten Standard der Science Based Targets initiative (SBTi).
Was Bankkund:innen jetzt tun können
Einen Grossteil ihres Gewinns machen Retailbanken, indem sie das Geld, das ihnen beispielweise auf Sparkonten anvertraut wird, wieder verleihen – etwa in Form von Krediten oder Hypotheken. Dass dieses Geld dabei oft für umweltschädliche Aktivitäten eingesetzt wird, bleibt meist im Dunkeln. Das muss nicht sein. Wie Bankund:innen ihr Erspartes in umweltfreundliche Bahnen lenken können und was auch bei der Geldanlage beachtet werden kann, beschreibt der WWF in einem Leitfaden.
Definition und Methodik
Retailbanking umfasst das standardisierte Bankgeschäft mit Privathaushalten und Unternehmen. Dazu gehören vor allem Kontoführung, Anlage- und Vorsorgeprodukte sowie das Hypothekar- und Kreditgeschäft.
In der Studie analysiert wurden die strategischen Bereiche «Unternehmensführung», «Sparen, Anlegen & Vorsorgen» sowie «Kredite & Finanzierungen». Dabei wurden jeweils maximal fünf Punkte vergeben, die wiederum den Kategorien Visionär, Vorreiter, Verfolger, Mittelmass und Nachzügler/Intransparente entsprechen
Hier geht’s zum Retailbanken-Rating 2024
Kontakt: Timo Landenberger, Mediensprecher, timo.landenberger@wwf.ch, +41 44 297 21 73