Wasser und Klima

Weniger Schnee heisst weniger Wasser

Steigt die Schneefallgrenze, hat das nicht nur Auswirkungen auf den Wintertourismus. Auch die Abflüsse im Sommer und Herbst werden sich spürbar reduzieren. Im Trockental Engadin hat das markante Auswirkungen.

Das Engadin erhält als ausgesprochenes Trockental wesentlich weniger Niederschlag als der Rest des schweizerischen Alpenraums. Prägend für den Wasserhaushalt des Hochtals ist der Schnee. Rund zwei Drittel des gesamten aus dem Engadin abfliessenden Wassers sind ursprünglich als Schneeflocken vom Himmel gefallen. Dass die Quellen im Sommer auch bei Trockenheit reichlich sprudeln, verdankt das Engadin vor allem der Schneeschmelze in höheren Lagen.

Wärmer und trockener
Mit der Klimaerwärmung wird zukünftig immer weniger Niederschlag in der Schneedecke gespeichert. Auch wird die Schneeschmelze um mehrere Wochen früher einsetzen. Klimaszenarien, welche die WSL im Auftrag des WWF erarbeitet hat, zeigen:  die Bäche und Quellen des Engadins werden in den kommenden Jahrzehnten im Sommer und Herbst markant weniger Wasser führen. Je nach Seitental könnte der Abfluss im langjährigen Durchschnitt um einen Viertel bis um die Hälfte abnehmen.

Es braucht dringend eine koordinierte Wasserbewirtschaftung

Beschneiung, Bewässerung, Wasserkraft, Trinkwasser-Versorgung und Bachökologie werden in Zukunft mit saisonal stark veränderten Wassermengen auskommen müssen. So wird im Sommer, wenn die Landwirte im Engadin ihre Wiesen bewässern und die Bergbahnen ihre Speicherseen füllen wollen, die  Wassermenge in den genutzten Bächen deutlich geringer sein als heute. Um Konflikten zwischen den verschiedenen Ansprüchen vorzubeugen, braucht es eine bereichs- und gemeindeübergreifend koordinierte Wasserbewirtschaftung.

Trinkwasser sichern
Auf Grund dieser Szenarien empfiehlt Klaus Lanz in der Studie "Wasser im Engadin" in erster Linie, die  Trinkwasserquellen für die Zukunft zu sichern. Wichtig ist auch eine effiziente Verwendung von Wasser in Haushalten und Hotellerie. Soll die Beschneiung nicht in Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung stehen und Bergbäche zu Rinnsalen degradieren, ist eine Konzentration auf höher gelegene Pisten nötig. Aus ökologischer Sicht ist vor allem der Bau von Kleinwasserkraftwerken zu hinterfragen, da ein sehr geringer Stromnutzen erheblichen Folgen für die genutzten Bäche gegenüber steht.


Im Verlauf des Jahrhunderts ist fast überall mit einer markanten Abflussminderung in den Sommermonaten zu rechnen. Auf diese Änderungen werden sich die Nutzungen einstellen müssen.

Dr. Klaus Lanz, Wasserforscher

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